Traktat mehr oder weniger nach der Lektüre Emersons
1. Über Geschenke
Unvollkommene Geschenke sind solche Geschenke: zum Beispiel: wir schenken
jemandem zum Namenstag den Deckel eines Tintenfasses. Und wo ist das Tintenfaß
selbst? Oder wir schenken ihm ein Tintenfaß mit Deckel. Und wo ist der
Tisch, auf dem das Tintenfaß stehen sollte? Wenn der Beschenkte schon einen
Tisch hat, so wird das Tintenfaß zum vollkommenen Geschenk. Stets vollkommene
Geschenke sind Schmuckstücke für den nackten Körper, wie zum Beispiel
Ringe, Armreifen, Colliers usw. (vorausgesetzt natürlich, der Beschenkte
ist kein Krüppel), oder Geschenke wie, zum Beispiel, ein Stäbchen, an dessem
einem Ende eine kleine Holzkugel befestigt ist, am anderen Ende dagegen ein
hölzerner Würfel. Ein solches Stäbchen kann man in Händen halten oder,
wenn man es weglegt, dann ist vollkommen gleichgültig, wohin. Ein solches
Stäbchen ist sonst zu nichts nütze.
2. Die richtige Art, sich mit Gegenständen zu umgeben
Angenommen, irgendein vollkommen nackter Hausblockverwalter beschließt sich einzurichten
und mit Gegenständen zu umgeben. Wenn er mit einem Stuhl anfängt, so braucht er
zu dem Stuhl einen Tisch, zum Tisch eine Lampe, dann ein Bett, dann Bettdecke, Laken,
Kommode, Wäsche, Anzug, Kleiderschrank, dann ein Zimmer, in das er alles stellen
kann, usw. Hier kann in jedem Punkt des Sytems ein kleines Untersystem entstehen,
ein Nebensystem. Auf das runde Tischchen möchte man ein Deckchen legen,
auf das Deckchen eine Vase stellen, in die Vase ein Blümchen stecken. Dieses System,
sich mit Gegenständen zu umgeben, wo der eine Gegenstand den nächsten nach sich zieht,
ist das falsche System, denn wenn in einer Blumenvase keine Blumen stehen, wird die Vase
sinnlos, und wenn man die Vase wegnimmt, wird das runde Tischchen sinnlos,
man kann zwar auch eine Karaffe mit Wasser daraufstellen, aber wenn man in
die Karaffe kein Wasser gießt, so bleibt die Feststellung über die Blumenvase
in Kraft. Die Abschaffung des einen Gegenstandes zerstört das gesamte System.
Und wenn der nackte Hausblockverwalter Ringe und Armreifen anlegen und sich
mit Kugeln und Zelluloideidechsen umgeben würde, so würde der Verlust eines
Gegenstandes am Wesen der Sache nichts ändern. Dieses System, sich mit
Gegenständen zu umgeben, ist das richtige System.
3. Die richtige Abschaffung der Gegenstände
Ein, wie gewöhnlich, minderbemittelter französischer Schriftsteller, und
zwar Alphonse Daudet, hat den überaus belanglosen Gedanken geäußert, daß
der Gegenstand nicht an uns hinge. Selbst der uneigennützigste Mensch, der
soeben Uhr, Mantel und Buffet verloren hat, wird diesen Verlust bedauern.
Aber selbst wenn man die Anhänglichkeit der Gegenstände aufhöbe, wird
jeder Mensch, der Bett und Kopfkissen verloren hat, die Dielen des Fußbodens
verloren hat und sogar die mehr oder weniger bequemen Steine, und den danach die
Schlaflosigkeit heimsucht, anfangen, den Verlust der Gegenstände und der mit ihnen
zusammenhängenden Bequemlichkeit zu bedauern. Deshalb ist die Abschaffung der
Gegenstände, die man nach dem falschen Prinzip, sich mit Gegenständen zu
umgeben, um sich versammelt hat, die falsche Art der Abschaffung von Gegenständen,
die einen umgeben. Die Abschaffung der einen umgebenden stets vollkommenen
Geschenke dagegen, wie Holzkugeln, Zelluloideidechsen usw., wird einem mehr
oder weniger uneigennützigen Menschen nicht das geringste Bedauern abnötigen.
Schaffen wir die uns umgebenden Gegenstände auf die richtige Weise ab, so
verlieren wir den Geschmack an jeglichem Erwerb.
4. Über die Annäherung an die Unsterblichkeit
Jedem Menschen eignet das Streben nach Genuß, welcher immer besteht entweder
in sexueller Befriedigung oder in Sättigung, oder im Erwerb von Gegenständen.
Doch nur, was nicht auf dem Wege des Genusses liegt, führt zur Unsterblichkeit.
Alle Systeme, die zur Unsterblichkeit führen, lassen sich im Prinzip auf die
eine Regel zurückführen: Tu beständig das, wozu du keine Lust hast, denn jeder
Mensch möchte immer entweder essen oder seinen Geschlechtstrieb befriedigen
oder irgend etwas erwerben oder mehr oder weniger alles zugleich. Interessanterweise
hängt die Unsterblichkeit immer mit dem Tod zusammen und wird von verschiedenen
religiösen Systemen entweder als ewiger Genuß behandelt oder als ewiges Leiden
oder als die ewige Freiheit von Genuß und Leiden.
5. Über die Unsterblichkeit
Recht hat der, dem Gott das Leben als vollkommenes Geschenk geschenkt hat.
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